ausgabe der Shakspere'schen Dramen in Folio vom Jahre 1623 (Fol.) ist der Text von Romeo and Juliet nach der Quarto 1609 abgedruckt. Eine Eintheilung in Acte und Scenen fehlt in allen diesen Ausgaben. Der Text der Q. A. unterscheidet sich von dem der Qs. und der Fol. auf eine Art, die kaum in der nachlässigen Form der Redaction für den Druck ihre hinlängliche Erklärung finden kann, sondern nur in der Annahme, dass der Dichter selbst zwei verschiedene Bearbeitungen von Romeo and Juliet geliefert habe: eine frühere, die, freilich bis zur Verwischung ihrer ursprünglichen Physiognomie entstellt, in der unrechtmässigen Ausgabe von 1597 uns vorliegt, und eine spätere, die newly corrected, augmented and amended, wie der Titel sagt, in die folgenden Quartausgaben wie in die Fol. übergegangen ist. Wie weitgreifend der Unterschied ist, der zwischen Q. A. und den Qs. obwaltet, lässt sich besser als aus einem fortlaufenden Variantenverzeichniss unter dem Texte, welches die Noten ungebührlich anschwellen und doch kein richtiges Bild von dem Sachverhältniss geben würde, aus Auszügen der ersten Recension nachweisen. Es mögen einige derselben hier folgen mit Verweisung auf die entsprechenden Acte und Scenen des vollständigen Dramas. Zu A. 1. Sc. 1. Two houshold frends alike in dignitie, Zu A. 1. Mer. Ah then I see queen Mab hath bin Ben. Queen Mab whats she? A thwart mens noses when they lie asleepe. Whose misaduentures, piteous ouerthrowes, The couer, of the winges of grashoppers, ist darin nicht nur neben der Q. A. die eigentliche Editio Princeps aller spätern Ausgaben, die von Steevens in den Twenty Plays übergangene Quarto von 1599 buchstäblich genau reproducirt, sondern auch ein erschöpfendes Verzeichniss aller selbst bloss orthographischen Abweichungen von diesem Grundtext aus den übrigen Quart- und Folioausgaben hinzugefügt. Die Prolegomena gehen dann auf eine nähere Charakterisirung und Werthabschätzung dieser verschiedenen Textquellen ein und besprechen eine Reihe bisher unbeachtet gebliebener Lesarten. O're courtiers knees: who strait on cursies dreame Sometimes she gallops ore a lawers lap, throats, Of breaches, ambuscados, countermines, And sweares a praier or two and sleepes againe, And proves them women of good cariage. This is the verie Mab that plats the manes of horses in the night, And plats the Elfelocks in foule sluttish haire. Which once vntangled much misfortune breedes. Zu A. 2. Sc. 6. Enter Romeo, Frier. Without more words I will doo all To make you happie if in me it lye. And consumate those neuer parting bands, Fr. I gesse she will indeed, Youths loue is quicke, swifter than swiftest speed. Enter Juliet somewhat fast and embraceth Romeo. See where she comes. So light of foote nere hurts the troden flower: Zu A. Pry. Speake Benuolio who began this fray? But Tibalt still persisting in his wrong, 3. Rom. My Juliet welcome. As doo waking eyes Jul. I am (if I be day) Come to my sunne: shine foorth, and make me faire. Rom. All beauteous fairnes dwelleth in thine eyes. Jul. Romeo from thine all brightnes doth arise. Defer imbracements till some fitter time, Fr. O, soft and faire makes sweetest worke Hast is a common hindrer in crosse way. While they were enterchanging thrusts and Vnder yong Romeos laboring arme to part, *) Diese beiden Zeilen finden sich bei Steevens, fehlen aber bei Mommsen. Zu A. 3. Sc. 5. Jul. Finde you the meanes, and Ile finde such a man: For whilest he liues, my heart shall nere be light Till I behold him, dead is my poore heart. Thus for a kinsman vext? Moth. Well let that passe. I come to bring thee ioyfull newes? Jul. And ioy comes well in such a needfull time. Moth. Well then, thou hast a carefull fa- And one who pittying thy needfull state, The gallant, yong and youthfull gentleman, Jul. Now by saint Peters church and Peter too, He shall not there make mee a ioyfull bride. Are these the newes you had to tell me of? Marrie here are newes indeed. Madame I will not marrie yet. And when I doo, it shal be rather Romeo whom I hate, Than countie Paris that I cannot loue. Sc. 3. I will not entertaine so bad a thought. Zu A. 5. Sc. 1. Well Juliet, I will lye with thee to night. Lets see for meanes. As I doo remember Here dwells a pothecarie whom oft I noted As I past by, whose needie shop is stufft, With beggerly accounts of emptie boxes: And in the same an Aligarta hangs, (Whose present sale is death in Mantua) Being holiday the beggers shop is shut. Enter Apothecarie. Apo. Who calls, what would you sir? Give me a dram of some such speeding geere, Apo. Such drugs I haue I must of force But yet the law is death to those that sell them. Zu A. 5. Paris strewes the tomb with flowers. Par. Sweet flower, with flowers I strew thy bridale bed: Sweete tombe that in thy circuite dost con taine, And doost thou feare to violate the law? Rom. Hold, take this gold, worse poyson Goe buy the cloathes, and get thee into flesh. The perfect modell of eternitie: Trotz der Verschiedenheit der beiden Texte, die es nicht verstattet, wie doch manche Herausgg. versucht haben, ganze Verse aus Q. A. an die Stelle anderer Verse der zweiten Recension zu setzen oder gar solche mitten in den verbesserten Text einzuschieben, ist doch eine Benutzung der Q. A. für die Verbesserung mancher Druckfehler, die aus einer späteren Q. in die andere und endlich in die Fol. übergegangen sind, von besonderem Gewicht. Die Noten unter unserem Texte liefern zahlreiche Beweise dafür, wie oft in Q. A. allein die wahre Lesart des Dichters zu finden ist. Nimmt man eine doppelte Bearbeitung des Dramas an und selbst Collier, der die Q. A. in anderm Lichte betrachtet,*) räumt die Möglich *) Er sagt darüber: We think that the manuscript used by the printer or the printers (no bookseller's or stationer's name is placed at the bottom of the title-page) was made up partly from portions of the play as it was acted, but unduly obtained, and partly from notes taken at the theatre during representation. We do not of course go the length of contending that Shakespeare did not alter and improve the play, subsequent to its earliest production on the stage, but merely that the quarto, 1597 does not contain the tragedy as it was originally represented. Dass das Drama niemals so verstümmelt und entstellt, wie Q. A. den Text liefert, aufgeführt wurde, lässt sich leicht einräumen, ohne dass damit die ursprüngliche Identität des ersten und zweiten Textes bewiesen wäre. Eine doppelte Bearbeitung von Seiten des Dichters nehmen auch Dyce und Staunton an. Ersterer sagt It was first printed in 1597, 4to; and when we compare the imperfect text of that quarto (nor are its imperfections keit von Aenderungen und Verbesserungen ein, welche Sh., nachdem er des Drama auf die Bühne gebracht, damit vorgenommen haben möge so wird auch die chronologische Frage nach der Entstehung von Romeo and Juliet eine zwiefache. Wenn Tyrwhitt's Vermuthung richtig ist, dass in der Rede der Amme (A. I. Sc. 3. Vgl. dazu Anm. 6) eine Anspielung auf ein Erdbeben in England im Jahre 1580 liege, so musste, da diese Anspielung schon in Q. A. sich findet, die erste Bearbeitung in das Jahr 1591 fallen. Und als eine Jugendarbeit des Dichters, also dieser Zeitperiode, wenn auch nicht gerade diesem Jahre angehörig, charakterisiren auch der Styl und Versbau das Drama. Diese Eigenschaften hat der Dichter auch nicht verwischt bei der zweiten Bearbeitung, welche immerhin einige Jahre später, vielleicht 1596, wohin Malone und Collier die Abfassung des Dramas überhaupt setzen, vorgenommen sein mag. Nur kann der Umstand, den Malone für diese Zeitbestimmung anführt, dass Lord Hunsdons Servants“, welche nach dem Titel von Q. A. das Schauspiel darstellten, diesen Namen nur vom Juli 1596 bis zum April 1597 geführt, nachher und vorher aber " - merely those of a piratical edition) with the corrected, augmented and amended" text of the second quarto, 1599, we cannot doubt that the author greatly improved and amplified the play subsequently to its original appearance on the stage. Und Staunton fährt, nachdem er die verschiedenen Quartausgaben angegeben hat, so fort: The first · two of these editions are extremely rare and valuable; and there is every reason to conclude that the numerous corrections and amplifications in that of 1599 are exclusively Shakespeare's own, since the former evince the judgment and tact of the master, and the latter comprise some of the finest passages in the play. Mercutio's Schilderung der Feenkönigin (A. 1, Sc. 4.) stellt Staunton aus beiden Bearbeitungen zusammen und bemerkt dazu: It is instructive to compare the original draft of this fomous speech as it appears in the quarto of 1597 with the finished version of the later editions, and observe the ease and mastery of touch by which the alterations arc effected. Endlich bemerkt Staunton: The belief in its production at an earlier period than that ascribed by Malone (1596), is strengthened by the indications of matured reading and reflection which are displayed in the augmented edition of 1599, as compared with that of 1597. — Im Widerspruch mit dieser Ansicht der neuesten englischen Editoren hält Mommsen die erste Quartausgabe von Romeo and Juliet, wie die von Hamlet, für einen „zusammengeflickten Nachdruck, aus Bruckstücken des ächten Textes und elenden Ergänzungen und Zusätzen von der Hand eines ziemlich ungeschickten Verfassers zusammengesetzt." Sein Urtheil, dass wir darin nicht etwa die ursprüngliche Fassung Shakspere's, eine Jugendarbeit besitzen", motivirt er sodann durch Anführung von Widersprüchen und Unwahrscheinlichkeiten, die unmöglich von Shakspere's eigener Hand herrühren können, und welche zu bedeutend sind, um sich durch blosse Textverderbniss erklären zu lassen"; ferner durch Hinweisung auf die „Kürze und Ungleichmässigkeit des Stückes" in Q. A, auf das „Phrasenhafte und die Flickwörter" darin. „Die ganz abweichenden Partien" in Q A. erscheinen Herrn Mommsen wie „alberne Versuche, den Shaksper 'schen Styl zu copiren, durchaus nicht wie jugendliche erste Fassungen des Dichters selbst." Endlich werden Missverständnisse des vom Interpolator aus unvollständig vorliegenden Notizen zusammengestoppelten Textes und metrische Fehler nachgewiesen. |