TROILUS AND CRESSIDA. HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT VON DR. NICOLAUS DELIUS. NEUE AUSGABE. ELBERFELD, 1864. VERLAG VON R. L. FRIDERICHS. Einleitung. Shaksperc's Troilus and Cressida erschien zuerst im Jahre 1609 in einer Quartausgabe mit folgendem Titel: The Famous Historie of Troylus and Cresseid. Excellently expressing the beginning of their loues, with the conceited wooing of Pandarus Prince of Licia. Written by William Shakespeare. London. Imprinted by G. Eld for R. Bonian and H. Walley, and are to be sold at the spred Eagle in Paules Church-yeard, ouer against the great North doore. 1609. - Dem Texte geht folgendes an den Leser gerichtete Vorwort voran, das auf der zweiten Seite The Epistle überschrieben ist: A never writer to an ever reader. News. Eternal reader, you have here a new play, never staled with the stage, never clapper-clawed with the palms of the vulgar, and yet passing full of the palm comical; for it is a birth of your brain, that never undertook anything comical vainly: and were but the vain names of comedies changed for the titles of commodities, or of plays for pleas, you should see all those grand censors, that now style them such vanities, flock to them for the main grace of their gravities; especially this author's comedies, that are so framed to the life, that they serve for the most common commentaries of all the actions of our lives, showing such a dexterity and power of wit, that the most displeased with plays are pleased with his comedies. And all such dull and heavy-witted worldlings as were never capable of the wit of a comedy, coming by report of them to his representations, have found that wit there that they never found in themselves, and have parted better witted than they came; feeling an edge of wit set upon them more than ever they dreamed they had bruin to grind it on. So much and such favoured salt of wit is in his comedies, that they seem (for their height of pleasure) to be born in that sea that brought forth Venus. Amongst all there is none more witty than this: and had I time I would comment upon it, though I know it needs not (for so much as will make you think your testern well bestowed), but for so much worth as even poor I know to be stuffed in it. It deserves such a labour, as well as the best comedy in Terence or Plautus. And believe this, that when he is gone, and his comedies out of sale, you will scramble for them, and set up a new English Inquisition. Take this for a warning, and at the peril of your pleasures' loss and judgments, refuse not, nor like this the less for not being sullied with the smoky breath of the multitude; but thank Fortune for the scape it hath made amongst you, since by the grand possessors' wills I believe you should have prayed for them rather than been prayed. And so I leave all such to be prayed for (for the states of their wit's healths) that will not praise it. Vale. Es erhellt aus dieser Vorrede, dass zur Zeit das Drama noch nicht zur Aufführung gelangt war, und dass dasselbe ohne die Genehmigung der Besitzer,*) (ohne Zweifel der Shakspere'schen Schauspielergesellschaft) hier im Druck erschien. Offenbar hat der erstere Umstand die Verleger, die sich auf unrechtmässige Weise in den Besitz einer Handschrift gesetzt hatten, veranlasst, ihrer Ausgabe ein empfehlendes Vorwort für ein Drama voranzuschicken, das dem Publikum noch durch keine Bühnenaufführung bekannt geworden war. Aus einer Einzeichnung in die Register der Buchhändler von Seiten der genannten Verleger (28. Jan. 1608-9) geht zugleich hervor, dass um dieselbe Zeit das Schauspiel Troilus and Cressida, hier The History of Troylus and Cressula genannt, der Theatercensur vorlag, welche die Erlaubniss zur Aufführung zu ertheilen hatte. Nachdem diese Genehmigung erfolgt und das Stück über die Bühne gegangen war, liessen die Verleger in den noch vorräthigen Exemplaren ihrer Quartausgabe die nunmehr überflüssig gewordene Vorrede weg, und fügten statt des alten Titelblattes ein neues hinzu, das folgendermassen lautete: The Historie of Troylus and Cresseida. As it was acted by the Kings Maiesties seruants at the Globe. Written by William Shakespeare. London. Imprinted by G. Eld for R. Bonian and H. Walley etc. 1609. Das Drama muss mithin zwischen dem Erscheinen der ersten Quartausgabe und der nur durch Weglassung der Vorrede so wie durch das Titelblatt davon verschiedenen zweiten, im Jahre 1609 von der Shakspere'schen Schauspielergesellschaft, the King's Players genannt, auf dem Globustheater zuerst dargestellt sein. In der Gesammtausgahe der Shakspere'schen Dramen in Folio findet sich The Tragedie of Troylus and Cressida zwischen der zweiten Abtheilung dieses Bandes, welche die Histories enthält, und der dritten, der Tragedies, als seien, wie Charles Knight vermuthet, die Herausgeber der Folio zweifelhaft gewesen, welcher Kategorie ein Drama ange *) In dem Satze since by the grand possessors' wills, I believe you should have prayed for them etc. ist das them auf das vorhergehende his comedies, auf Sh.'s Dramen, zu beziehen. höre, das in der Vorrede der ersten Quartausgabe als Comedy charakterisirt und mit den Lustspielen des Plautus und Terenz verglichen wird, das auf dem Titelblatt der Quartos, und in dem Vermerk der Buchhändlergilde History heisst, das endlich der Titel in der Folioausgabe als Tragedy bezeichnet, vermuthlich mehr der in dem Drama auftretenden Helden wegen, als in Folge der Behandlung des Stoffes, wie sie Shakspere in dieser Parodie des trojanischen und griechischen Heldenthums unternahm. - Collier sucht den Grund zu der abgesonderten Stellung, welche Troilus and Cressida in der Folio einnimmt, darin, dass das Stück abgesondert von den übrigen und von einem andern Drucker gedruckt und erst nachher der Folio einverleibt sei. Zur Unterstützung dieser Hypothese macht er auf die überaus grosse Nachlässigkeit des Druckes, auf die zahlreichen Druckfehler aufmerksam, die sich indess auch in manchen andern Dramen der Folio in kaum geringerem Masse bemerklich machen. Jedenfalls ist der Text der Folio nicht so ohne Weiteres aus dem gleichfalls sehr nachlässig behandelten Texte der Qs. abgedruckt worden, sondern verräth in Einzelnheiten und Zusätzen überall die verbessernde Hand des Dichters, wogegen, was die Qs. an einzelnen nur in ihnen enthaltenen Versen, wie an bessern Lesarten vor der Fol. voraus haben, zuversichtlich auf Rechnung der Fahrlässigkeit zu setzen ist, mit welcher der Text beim Drucke für die Fol. behandelt worden sein muss. Eine Abtheilung in Acte und Scenen fehlt in beiden alten Ausgaben. Den Grundstoff zu seiner Tragikomödie, die Licbesschicksale des treuen Troilus und seiner treulosen Geliebten, fand Sh. in Chaucer's Epos Troilus and Creseide, das in fünf Büchern dasselbe Thema, aber im ernsten Style mittelalterlicher Sagen behandelt. Chaucer beginnt nach einer Apostrophe an den Leser folgendermassen: It is well wist, how that the Greekes strong So whan this Calcas knew by calculing, He cast anone out of the toune to go: |